Montag, 18. April 2011

30/ Goa - Tag der Abreise


Der nächste Morgen begrüßte uns mit seinen schönsten Sonnenstrahlen. Obwohl wir erst gegen Mittag auschecken mussten, verließen wir jetzt schon die Old Goa Residency. Vor unserer Tür entdeckten wir zwei Zeitungen: Das fand ich wirklich sehr nett – einfach wunderbar dieses Government-Hotel. 

Unser Türschloss
Die Autowracks vor der Polizeistation















Wir machten uns auf den Weg zur Cam Clinic in Panaji. Der Mann sagte, es hätte sich nicht gelohnt etwas an der Kamera zu machen. Es sei hoffnungslos – das Salzwasser habe alles zerstört. Falls wir eine neue kaufen möchten, empfahl er uns eine Canon oder Nikon – das seien die besten auf dem Markt. Ich schaute mir kurz ein Angebot an – nur so zum Vergleich und ich muss sagen, sie hatten ein etwas besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber darüber wollte ich jetzt bloß nicht nachdenken. Der nette Mann reinigte mir sogar noch kostenlos meine SD-Karte.
Wir hatten noch Zeit bis zur Abreise und schlenderten durch das belebte Panaji. Besonders der riesige, mitunter verwinkelte Markt faszinierte mich.

Fischmarkt

Frische Hühnchen






Eine kleine indische Essenslegende


Schließlich fuhren wir mit dem Bus die 33 km Richtung Süden wieder bis nach Margao. Dort suchten wir etwas hektisch den Eingang zum Bahnhof, um eine Stunde vor der Abfahrt 14.30 Uhr die Tickets kaufen zu können. Danach gingen wir im Bahnhofsrestaurant etwas essen. Martin bestellte Parota mit Dal Fry und ich ein Toast Omelet. Martin bekam statt leckeren Parota nur Chapati und bei mir fehlte das Toast. Ich beschwerte mich mehrmals, wo mein Toast geblieben sei. Alle wuselten wild durcheinander und den Zettel, wo das drauf stand, könne man nicht mehr finden. Irgendwann hatte ich dann endlich meine zwei Weißbrotschreiben, die ich für das etwas zu scharfe Omelette auch dringend benötigte. Schnell kauften wir noch ein paar Snacks für den Zug.
An der Information fragten wir mehrmals wo denn der Zug abfahren würde. Der Mann war leider selbst ahnungslos. Irgendwann stand dann auf dem Leuchtschild, dass unser Zug von der Plattform 1 abfahren würde. Also standen wir schon mal richtig. 



Per Lautsprecher wurde der Zug dort mehrmals angekündigt. Mit verlässlicher Verspätung kam er dann aus Richtung Mumbai – scheinbar startklar, um weiter Richtung Süden zu fahren. Wir stiegen in den Zug und warteten und warteten. Das Schlimmste daran war der üble Gestank aus der „Klo-Ecke“. Wir sehnten die Abfahrt herbei in der Hoffnung, dass der Fahrtwind für bessere Luft sorge. Irgendwann lies es sich nicht mehr aushalten und wir wechselten noch mal die Plätze und zogen in einer ziemlich leeres Abteil – vielleicht wieder die falsche Klasse. Dann endlich setzte sich der Zug in Bewegung, aber irgendwas stimmte nicht. Wir fuhren in die falsche Richtung – zurück nach Mumbai (Bombay) im Norden!? Aufgeregt fragten wir einen vorbeikommenden Mann, ob dieser Zug nach Mumbai fahre oder nach Mangalore. Der sagte bei beiden immer ja und trieb uns in den Wahnsinn. Zum Abspringen war der Zug schon zu schnell und wir sprachen einen anderen Mann an. Der konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen und bestätigte unsere Befürchtung: Wir saßen im falschen Zug! In mir brach eine kleine Welt zusammen – konnte denn nicht ein einziges Mal etwas glatt laufen? Ich wollte endlich wieder in meinem Manipal sein und nach Hause in meine saubere Wohnung. Mit jeder Minute entfernte ich mich mehr davon. Der Zug fuhr und fuhr. Nicht einmal die fantastische vorbeiziehende Landschaft konnte mich wieder aufmuntern.
Ungefähr um 4 hielt dann der Zug an einem kleinen Bahnhof im Nirgendwo namens „Thivim“ (gerade noch in Goa). Man sagte uns, dass der nächste Zug gegen 6 wieder zurück fahren würde.
Mit Gepäck spazierten wir in die Einöde. Auf dem Weg tranken wir zwei Bananenshakes und kauften uns ein Eis. 

In Thivim werden die Straßen gegossen


Am Bahnhof warteten wir wieder stundenlang. Ständig fragten wir einen Mann in Uniform, um diesmal auch ja alles richtig zu machen. Aber genaue Ausknunft erhielten wir nie. Dann ging Martin noch mal zum Schalter, um nachzufragen. Es war schon lange nach 6 und kein Zug in Sicht. Sie würden es ausrufen. Die rattern da ungefähr fünf verschiedene Sprachen herunter und beim englischen Teil hat man Glück, wenn man etwas versteht. Der Mann am Schalter kassierte Martin ein weiteres Mal ab - diesmal ein teures Express-Ticket. Als Martin mir davon berichtete, wollte ich das nicht glauben. Ich ging hin und beschwerte mich, dass wir schon ein Ticket bezahlt hätten, das wir nicht in Anspruch nehmen konnten, da der Zug auf Plattform 1 nicht wie angekündigt nach Mangalore gefahren sei. Und jetzt müssen wir auch noch ein Express-Ticket sogar ab Thivim kaufen? Der Mann sagte, dass die Tickets nur 3 Stunden gültig seien – echt sinnlos bei den Verspätungen hier - und es ja unsere Schuld sei. Ich versicherte ihm noch den extrem schlechten Service und Touristenunfreundlichkeit und zog erfolglos ab. 
Um 8 konnten wir mit dem richtigen Zug endlich diese Einöde verlassen - um die Zeit hätten wir schon  wieder zu Hause sein können. Nachts halb 1 sprangen wir am Bahnhof Udupi aus dem Zug – fast hätten wir die Haltestelle verpasst und zu allem Überfluss klemmte auch noch die Tür. 
 
Erschöpft fielen wir ins Bett. Was für ein Urlaub! Jetzt brauche ich eigentlich erstmal Urlaub vom Urlaub, aber morgen ruft ja schon wieder die Arbeit.


Fazit

Wir sind wieder um unglaublich viele Erfahrungen reicher. Beim nächsten Mal können wir Schwierigkeiten hoffentlich besser aus dem Weg gehen. Schließlich wollen wir noch viel vom Land sehen. Den nächsten Ausflug werden wir aber definitiv besser planen. Am liebsten würden wir ja das Land mit Einheimischen bereisen, aber leider begleitet uns keiner unserer indischen Freunde.
Hier kann man so wunderschön billig reisen - dafür muss man wahrscheinlich auch Komplikationen in Kauf nehmen.  Andererseits, wenn ich die ganze Zeit fröhlich am Schwimmingpool meines 5-Sterne-Hotels in Goa verbracht hätte, dann könnte ich nicht so einen ereignisreichen mehrteiligen Bericht schreiben. Wer vor hat nach Indien oder Asien zu reisen, ist so schon auf gewisse Sachen vorbereitet.

Gibt es einen Trick, wie man hier besser an Informationen rankommt? Ich schätze nicht. Man muss sich einfach nur dran gewöhnen mit wenig Informationen klar zu kommen und aus schwierigen Situationen das Beste draus machen.
Incredible India! Es war trotzem schön, was die vielen tollen Fotos beweisen!


Viele liebe Grüße nach Deutschland von euren zwei Teilzeit-Indern :)


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