Montag, 14. Februar 2011

10/ Malpe Beach – mittendrin im indischen Leben


Immer wieder sonntags … begeben wir uns auf Entdeckungsreise, um ein weiteres Puzzleteilchen Indiens kennen zu lernen. Nachdem wir letztes Wochenende schon auf das Badengehen verzichten mussten, ging es heute direkt zum Strand.

Das Ziel: Malpe Beach
Malpe liegt ca. 10 km von Manipal entfernt. Neben dem Hafen und der Fischindustrie ist die Stadt vor allem durch ihren Strand bekannt.

A: Manipal, B: Udupi, C: Malpe


Auf gut Glück liefen wir zum Tiger Circle. Wir machten den richtigen Bus ausfindig und ab ging es für 6 Rupien zunächst nach Udupi. Die Preise werden hier manchmal etwas willkürlich festgesetzt. Der Mindestbetrag ist allerdings immer 4 Rupien. Aber auf eine Rupie mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht an. Am Busbahnhof angekommen, ging es gleich mit dem nächsten Bus weiter nach Malpe. Leider konnte ich in diesem Bus nicht die Landschaft betrachten. Die Fenster waren einfach zu niedrig, so dass für mich nur der Blick auf das Straßenpflaster übrig blieb. 



In Malpe wurden wir an einer Straßenecke „rausgeworfen“. Wir folgten den Menschenmassen, vorbei an Müllhalden und Abwasser-Bauarbeiten. Vor einem großen Steintorbogen wurden wir angehalten und sollten - für was auch immer – eine Rupie zahlen.




Auf der Suche nach dem ersehnten Strand kamen wir an einem Hafen vorbei. Mehrere hundert Boote und Schiffe parkten dicht an dicht in der Bucht. Vogelschwärme kreisten über die im Winde wehenden Fahnen. Wir liefen direkt am Hafen entlang in der Hoffnung den Strand schon bald zu erreichen. Es war Sonntag und trotzdem waren alle an der Arbeit, die sie nur unterbrachen um einen Blick auf die Fremdlinge zu erhaschen.



Einige Boote waren mit etwas Weißem beladen. Zuerst dachte ich an Salz, aber als mir einer der Männer aufgrund meines neugierigen Blickes etwas zuwarf, fühlte ich in meiner Hand Eis. Bei dieser Hitze schwer vorstellbar, aber wahrscheinlich wird es zum kühlen Lagern der Fische eingesetzt. Auf dem Boden lagen tote Fische und Krebse verteilt – in der ganzen Stadt herrschte dieser Geruch vor. Manche Vögel flogen so tief, dass sie den Frauen, die auf ihren Köpfen Fischkörbe trugen, ein paar wegstehlen konnten.


Schließlich waren wir am Ende des Hafens angelangt, aber ein Strand war weit und breit nicht in Sicht. Wir fragten einen der Arbeiter. Als ich statt einer brauchbaren Antwort mehr oder weniger heimlich fotografiert wurde, war es an der Zeit den Rückzug anzutreten.

Endlich gelangten wir auch auf die richtige Straße. Malpe Beach empfing uns mit seinem feinen weißen Sand und warmen blauen Wasser wirklich fürstlich. Es war sogar erstaunlich menschenleer. Viele Löcher übersäten den Sand … dort wohnen Krebse, die blitzschnell von einem Loch zum anderen wechseln.

Werbeplakat Malpe Beach
Malpe Beach
Im Gegensatz zu Martin traute ich mich nicht in die deutsche Bademontur zu schlüpfen. Zum Glück! Wenig später kamen immer mehr Menschen und wir bemerkten, dass rechts und links von uns ein riesiges Netz eingeholt wurde. Nachdem wir die Ergebnisse bereits auf dem Hafen begutachten konnten, erlebten wir jetzt das Fischen aus dem Arabischen Meer vor Ort. Den Rand des Netzes im Meer nutzten einige Vögel als bequeme Rast. Alle Generationen waren am Herausziehen des Netzes beteiligt. Es war zwar in meinen Augen keine sehr große Beute, doch neben Kleinstfischen fand sich auch der eine oder andere größere wieder. Endlich an Land, hüpften die Fische im Netz auf und ab, prusteten Wasser aus ihren Kiemen und die Tintenfische verloren ihre Tinte, die sich schwarz im Sand verteilte. In einem tragbaren Netz wurden sie dann gebündelt, im Wasser gesäubert und schließlich auf einem Boot gelagert.

                                                               Video: bitte anklicken!


Fisch

Ein guter Zeitpunkt weiter am Strand entlang zu laufen! Bitte jetzt das Essen aus der Hand legen oder am besten beim nächsten Absatz weiterlesen. [Wir liefen ein sehr dreckiges Stück Strand entlang. Erst dachten wir Hunde seien für diese Zustände verantwortlich. Aber als wir erkannten, dass Menschen Verursacher dieses Übels waren, hatte sich Badengehen für mich erstmal erledigt. Strand und Meer wurden wie selbstverständlich als Toilette benutzt.]

Dann kamen wir am touristischen Teil des Malpe Beach an. Dort tummelten sich viele Menschen und zu meiner Verwunderung auch 3 weiße Frauen in Bikinis. ‚Juhu, zum ersten Mal nicht Hauptattraktion‘, atmete ich auf…erwies sich dann aber als falsch. Nachdem wir mit Eis versorgt wurden und ungefähr 5-mal gefragt wurden, ob wir auf St. Marys Island oder Jet Ski fahren möchten, konnten wir endlich Strandfeeling genießen. Abenteuer hatten wir für heute erst mal genug. Schließlich haben wir noch ein halbes Jahr Zeit, um hier alles mitzumachen bzw. touristische Annehmlichkeiten wahrzunehmen. Unser Motto lautete bis jetzt: Mitten drin im indischen Leben.
Frauen badeten in Saris. Männer in Badehosen genehmigten sich Wasser-, Schlamm- und Sandschlachten. Überhaupt ist es sehr lustig anzusehen, wie fein gekleidete Inder in Stoffhosen und Hemden (indische Standardkleidung) am Strand ankommen und hier dann die „Sau“ raus lassen.













Als wir den Strand verließen, kamen wir an einer Gandhi-Statue vorbei. Als man uns da posieren sah, ließ sich das obligatorische Foto mit Indern nicht verhindern.


Für den Rückweg zum Bus genehmigten wir uns eine Rikschafahrt für 19 Rupien. Wieder in Udupi machten wir noch einen kurzen Abstecher in ein Restaurant. Das bestellte Hühnchen brachte aber nicht die erwartete Gaumenfreude - es bestand eher aus Knochen und Knochensplittern als aus Fleisch. Schon bei der Bestellung war es schwer den Kellner zu überzeugen, dass wir von den gewählten Speisen nur je eine wollten. Beim Kaffee war er dann so pfiffig, dass er 2 Kaffees in einem großen Glas vereinte…wir mussten den doppelten Preis bezahlen.
Danach stürmten wir einen Eisladen und machten den Mann mit Bestellungen von insgesamt 100 Rupien an diesem Tag reich.

Zu Hause erwartete unsere sandigen Körper eine wohltuende Dusche. Leider mussten wir feststellen, dass die heiße indische Sonne uns nicht verschont hatte. Aus meinen Fehlern in Murudeshwar hatte ich eigentlich gelernt und die Sonnencreme war in Malpe Beach mein ständiger Begleiter gewesen. Doch ich war nun um zwei feuerrote Körperteile reicher. Beim Eincremen hatte ich alles vom Knie abwärts vernachlässigt. Trotz Wasserbad, Eincremen und Wadenwickel bin ich kaum im Stande zu laufen.
Bei meinem Freund sieht’s nicht anders aus, nur dass bei ihm noch der Rücken hinzu kommt. Als ich Sonntagabend aus der Dusche stieg, nahm ich einen eigenartigen Geruch wahr und stellte fest: „Irgendetwas riecht hier verbrannt!“ Mein Freund antwortete prompt: „Ja ich!“ ;)

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