Mittwoch, 9. März 2011

17/ Rund ums Essen

Diese Woche jährte sich das Bestehen des Ganesha-Tempels im Firmengelände zum ersten Mal. Das musste gefeiert werden mit einem gemeinsamen Mittagsessen der gesamten Belegschaft (MDS und Manipal Press).
Das groβe Festessen fand auf dem Hof statt. Groβe Zelten waren errichtet worden. Bei 2.000 Mitarbeitern könnt ihr euch den Andrang zur Mittagszeit am Buffet sicherlich vorstellen. Deshalb schlugen meine Mädels und ich zuerst den Weg zum Tempel ein. Ehrlich gesagt hatte ich diesen im Vorbeigehen immer für eine Grillhütte gehalten – ideal zum Barbeque. Das blieb eine Wunschvorstellung. 

Der Tempel

Beim Tempel hieβ es wieder Füβe auf heiβen Steinplatten entblößen. Wir reihten uns in eine lange Schlange ein. Mein Blick schweifte umher und ich entdeckte eine Art VIP-Lounge. Dort aβen die feingekleideten hohen Tiere – einige Chinesen (Asiaten kann man ja in Indien schlecht sagen.) fielen mir auf. Grund genug meine Kamera auszupacken und bei den betenden Indern jetzt mit touristischem Accessoire noch mehr heraus zu stechen. Vor dem Tempel konnte man sein Geld ablegen, Blumen, etwas Flüssiges und etwas für die Stirn erhalten. Ich folgte dem Menschenstrom, lief eine Runde um den kleinen Tempel und fertig.

 

Wer hätte es gedacht, danach wurde ich sogleich von meinen Freundinnen nach meiner Religion gefragt. Antwort: „Ich habe keine Religion. Ich glaube nicht an Gott.“ Wahrscheinlich hatte mich damit noch nicht deutlich genug ausgedrückt, denn sie fragten weiter: „Aber zu wem betest du, wenn du Angst hast?“ Antwort: „Ich bete nicht. Ich benutze mein Gehirn.“ Jetzt fragten sie: „Und feierst du Weihnachten?“ Antwort: „Ich feiere Weihnachten als Fest der Familie.“
Hatten wir das auch geklärt und ab ging es zum Essen. In einer Reihe standen verschiedene Tröge, aus denen ich von jedem etwas auf meinen schicken Plastikteller drauf gehauen bekam. Es war typisches südindisches Essen, was ich schon teilweise zum Mittag bei meinen Kolleginnen gekostet hatte. Von unglaublich scharf bis extrem süβ war alles dabei. In weiser Voraussicht hatte ich mir bereits einen Löffel eingepackt. Der war dringend nötig, wenn auch sehr aufmerksamkeitsstark unter den 2.000 fleischgewordenen Essbestecken.
Beim Essen unterlag ich tatsächlich einer Fatamorgana: Ich glaubte auf meinen Teller ein zartes saftiges Stück Fleisch entdeckt zu haben. Bei dem beige-rosafarbene Anblick mit seinen zarten Sehnen lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich genoβ meinen ersten Bissen. Prajna weckte mich aus dieser trügerischen Falle und behauptete es sei Gemüse. Nach einem Nachtisch mit Hauptbestandteil Zucker empfahl man mir unbedingt einen Becher Buttermilch zu kosten. Ich zögerte; auf der weiβen Flüssigkeit schwammen gelbe Dinger. Mutig setzte ich den Becher an – fataler Fehler – es war scheußlich! War die brütende Mittagshitze verantwortlich oder musste das so sein?




Mein Ess-Alltag

Mein Frühstück findet meistens im Treppenhaus mit einer Sandwich-Kombination aus Weiβbrotscheiben, Butter und Marmelade statt. In seltenen Fällen müssen auch Milchbrötchen oder Kekse herhalten. Gelegentlich bleibt der Magen leer.

10.30 Uhr esse ich die erste von meinen drei warmen Mahlzeiten am Tag. In der Cafeteria gibt es für die ganze Firma Tee, Kaffee und wechselnde Gerichte wie Idli, Puri Bhaji, Veg Pulav oder Parota Kurma. Das Essen liefert ein Restaurant – es schmeckt gut und ist nicht zu scharf.

Bei dem gleichen Restaurant bestelle ich auch mein Mittagessen. Die anderen bringen sich ihr Essen von zu Hause mit. Meistens wähle ich Veg Meal, Fish Meal, Veg Noodles, Veg Macroni oder Veg Fried Rice. Oft bestelle ich auch mehrere Essen und lagere die restlichen im Kühlschrank, damit ich sie abends mit nach Hause nehmen kann.

In der 5 Uhr Pause gibt es wieder Tee und Kaffee – Kekse und Sandwichs auf Bestellung.

Hin und wieder bin ich verführerischen Zwischendurchmahlzeiten erlegen – meistens auf dem Weg vom Tiger Circle nach Hause. Ganz oben bei den unwiderstehlichen Köstlichkeiten stehen Bananenmilchshake, Eis, fritiertes Junkfood und frische Bäcker-Kekse.

Unser Junkfood-Stand

Dank unserer neusten Anschaffung können wir jetzt auch zu Hause speisen. Wir haben jetzt eine niegelnagelneue Mikrowelle für 3.000 Rupien mit Garantie! Letztens wollte ich gerade mein heiβersehntes Abendmahl in die Mikrowelle schieben, da war mal wieder Stromausfall. Wir gingen ins Restaurant. Den Veg Rice gabs dann zum Frühstück.

Egg Maggi, Parota und Dal Fry *köstlich*


Essensoase
Nachdem wir mehrmals von Stromausfällen heimgesucht wurden (kein Licht, keine Ventilatoren + Klimaanlage, kein Internet) und unserer komischer Notfallgenerator auch nicht funktionierte, hielt uns nichts mehr zu Hause. Schon lange wollten wir die hochmoderne und gröβte Mensa Manipals, den „Food Court“, besuchen. In dem imposanten Gebäude (horizontaler Zylinder) gibt es für nur einen Euro sogar Non-Veg (also auch Chicken) all you can eat. 


Der riesige Saal teilt sich optisch durch vier verschiedenfarbige Stuhlabteile. Das Buffet befindet sich in der Mitte. In die Vertiefungen des metallisch glänzenden Essenstabletts werden verschiedene Soβen, Reis, Chapati (mehlige Teigfladen), Kartoffel- bzw. Gemüsepräparationen, Hühnchen, weiβer Joghurt und Chips gefüllt. Dann heiβt es Essen bis der Bauch platzt oder der Rachen brennt.




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