Sonntag, 30. Januar 2011

3/ Deutsch-Unterricht, indisches Essen und Bürokratendschungel


Danke erstmal für die lieben Kommentare und Mails, die ihr geschrieben habt.

Ich befinde mich ungefähr 10.000 km von euch entfernt – doch wo genau?

Die Stadt Manipal

Manipal ist eine Universitätsstadt an der Westküste des südlichen Indiens im Staat Karnataka. Früher war Manipal eine unfruchtbare Einöde mit wilden Tieren. In den 50er Jahren begann es durch die Gründung der Manipal Group und der Manipal University aufzublühen.
Mit nur ca. 50.000 Einwohnern ist es eher ein indisches Dorf ungefähr 8 Kilometer vom Arabischen Meer entfernt.

Temperaturen

In der Zeit von November bis Januar ist hier ein sehr milder „Winter“. Februar bis Mai ist es heiß und feucht bis zu 38° C. Juni bis Oktober ist Monsun (ausgeprägter Regen).
Zurzeit sind es 30° C (siehe rechter Rand meines Blogs). In den Morgenstunden ist es am erträglichsten und gut geeignet etwas zu machen. Am Tage ist es dann sehr heiß und abends wird es schwül-feucht bis in die Nacht herein.


Universität 



An der privaten Manipal University studieren jährlich etwa 20.000 Studenten. Unterrichtet wird in Englisch. In Indien sind Hindi und Englisch Amtssprachen. Aber alle halbwegs Gebildeten, Verwaltung, Offizielle benutzen die englische Sprache.
Uni ist von Montag bis Samstag und beginnt immer 8.00 bis allerspätestens 17.00 Uhr. Also nichts mit entspanntem Studentenleben. ;)

In dem folgenden Video bekommt ihr einen kleinen Einblick über Studieren in Manipal:


  (Bitte anklicken)


Am Freitag durften Martin und ich am freiwilligen Deutsch-Unterricht teilnehmen. Vielleicht lag es an dem Wort „freiwillig“ und daran, dass der Professor sehr humorvoll war – jedenfalls kamen viele zu spät (eine Gemeinsamkeit mit deutschen Unis) und mindestens 5 Handys klingelten (das erste und lauteste war übrigens Martins).
Beim letzten Mal hielt eine Frau den Unterricht, die den Studenten ein „typisch“ deutsches Lied vorspielte: „Aber bitte mit Sahne …“. Deshalb hatten Martin und ich für den Unterricht am Freitag extra ein paar ordentliche deutsche Lieder mitgebracht (Rammstein, Silbermond, Die Toten Hosen). Leider hielt, wie schon erwähnt, der Mann diesmal den Unterricht und er war wahrscheinlich nicht spontan genug, um uns einzubeziehen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Banknachbarn die Lösungen vorzusagen. :) Bei der englischen Übersetzung der Worte „na gut“, „eben“ oder „ach so“ konnte selbst ich nicht mehr weiterhelfen.
Der Unterricht selbst war ziemlich autoritär (erinnerte mich an die erste Klasse) und hauptsächlich auf die Aussprache bezogen. Das bedeutete: Der Lehrer sagte einen Satz und die Studenten mussten ihn bis zu 10-mal wiederholen. Wenn einzelne Studenten sprechen sollten, brachen alle anderen in Gelächter aus – es klang wirklich zu komisch. Aus „jetzt“ wurde „etz“ und ä,ö,ü waren unaussprechbar. Dann mussten sie einen ganzen Dialog aufsagen, aber keiner wusste richtig, was er da eigentlich sagt.

Essen

Zum Frühstück essen wir nichts. Mittags und abends gehen wir entweder in die Mensa oder ins Restaurant. Das Essen ist immer in "vegetarisch" und "nicht-vegetarisch" unterteilt, da sehr viele Hindus Vegetarier sind. Neben dem Indischen gibt es auch oft Chinesisches und Italienisches. Fleisch ist hier teurer und meist gibt es nur Hühnchen. Das indische Essen ist entweder sau-scharf oder extrem süß. Deswegen kann die ersehnte Mahlzeit schon einmal in einem Desaster für Nicht-Inder enden. Typisch ist auch, dass die Inder meist mit Händen essen. Oftmals steht Wasser auf dem Tisch, dass wir aber nicht trinken dürfen laut Ratgeber. Es handelt sich um Leitungswasser, das nicht gerade zuträglich ist für europäische Standardmägen. Da oft mit viel Öl gekocht wird, ist man relativ schnell satt. Am Ende des Essens reinigt man sich die Hände und nimmt Kandis bzw. eine Gewürz zu sich, das aussieht wie Kümmel. Ein einfaches vegetarisches Essen kostet in der Mensa ca. 50 Cent. Wir haben ein Restaurant unten in unserem Haus. Dort ist es zwar etwas teurer, aber äußerst bequem.
Martins Kommilitonen und wir im Restaurant
Chicken Shezwan Noodles & Masala Dosa in der Cafeteria
An dem Eisstand kommen wir einfach nicht vorbei.


Sport

Martin hat sich im Marena angemeldet, einem riesigen Sport-Komplex.
Hier ein kleiner Einblick:


Leider darf ich dort nicht hingehen, weil ich kein Student bin. Dafür werde ich schwimmen gehen.


Indische Bürokratie

Wer dachte, Deutschland ist das Land der Bürokraten, hat falsch gedacht … na gut, vielleicht das Land der etwas weniger bestechlichen Bürokraten.

Manipal hat die höchste Dichte an Handy-Nutzern in Indien (98 %). Wie sie das geschafft haben, bleibt mir ein Rätsel. An eine einfache Sim-Karte ranzukommen gleicht einem Hartz4-Antrag in Deutschland. Als erstes wollten sie eine Kopie des Reisepasses und des Visums. Gesagt getan. Dann wollten sie ein Passbild haben. So, dann kamen wir zum eigentlichen Thema: Anbieter und Nummer auswählen. Fertig? Nichts da! Sie wollten den Studentenausweis sehen (zum Glück hatten wir gesagt wir wollen eine für Martin kaufen, bei meinem fehlenden Studentenausweis hätte ich sicher noch Lebenslauf und Geburtsurkunde vorlegen müssen). Dann kam ihnen die Idee doch lieber noch eine Kopie von dem Studentenausweis haben zu wollen. Ob ihr's glaubt oder nicht – anschließend wollten sie noch den Mietvertrag! Martin brach glücklicherweise dieses Stasi-Geschäft ab – bis jetzt haben wir keine Wanzen an unserer Kleidung entdecken können.

Das blieb kein Einzelfall. Ähnliches erwartete uns bei Anmeldung in Manipal, Anmeldung im Marena, Internetanschluss etc. Ja, Geschäfte dauern hier etwas länger. Zurzeit sind wir gerade dabei einen geldbeutelfreundlichen Kühlschrank zu organisieren – wünscht uns Glück!


Morgen zum Sonntag werden wir sehr früh aufstehen und einen Ausflug zu einem Tempel und zum Strand machen. Näheres erfahrt ihr dann im "Wort zum Sonntag".
Gute Nacht und kommt gut durch den Schnee.

Ganz liebe Grüße,

Bine und Martin







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